Aufstehen zu Ostern


„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“ Dieser Satz stammt von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, der 1945 kurz nach Ostern hingerichtet wurde. Seine Hoffnung und Zuversicht in praktisch auswegloser Lage sind bemerkenswert. Ostern feiern wir den Widerstand Gottes gegen den Tod. Nach dem Matthäus-Evangelium wälzte ein Engel den Stein von Jesu Grab: Es war leer, Jesus war auferstanden.

Heute blicken wir mit Entsetzen auf den Krieg in der Ukraine, in dem täglich Menschen sterben. Frauen, Männer und Kinder wissen nicht, ob sie den nächsten Tag erleben. Viele von ihnen werden Bonhoeffers Zuversicht nicht teilen können. Unterdessen rüsten beide Kriegsparteien auf: Der Iran liefert Waffen nach Russland, der Westen liefert Waffen in die Ukraine. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, formulieren christliche Kirchen. Ostermärsche werden zum Symbol gegen Waffen und Krieg. Und ein Zitat aus der Bibel zum geflügelten Wort in der Friedensbewegung: „Schwerter zu Pflugscharen“. Aber: Ohne Waffen wäre die Ukraine dem Angriff Russlands schutzlos ausgeliefert. Wie passen hier christlicher Anspruch und bittere Realität zusammen?

Ostern als Fest des Lebens über den Tod kann uns bewusst machen, dass es Zeit ist, aufzu(er)stehen gegen das Töten in der Ukraine. Ich habe keine einfache Antwort auf die Frage, wie der Krieg zu beenden ist. Aber eines ist sicher: Mehr Waffen bringen mehr Tod und Leid auf allen Seiten. Ich glaube nicht, dass das der Weg zum Frieden ist.

Gerade zu Ostern will ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass eine Lösung am Verhandlungstisch möglich ist. Ostern ist der Sieg Gottes über den Tod. Wie anders können wir Ostern 2023 als Aufstand gegen Gewalt und sinnloses Töten verstehen? Gewöhnen wir uns nicht daran, stehen wir auf, beziehen wir Stellung! Frohe Ostern!

Ihr Wolfgang Gutzeit

Prädikant
Mobbing- und Konfliktberatung Kirchengemeinde Farmsen-Berne
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