Eigentlich bin ich ganz anders


„Eigentlich bin ich ganz anders - nur komme ich so selten dazu!“ In diesem Ausspruch des Schriftstellers Ödön von Horváth finde ich mich bisweilen wieder. Sie sich auch? Wer bin ich eigentlich und wie ist mein anderes Ich? Was hindert mich, so zu sein, wie ich „eigentlich“ bin? Das herauszufinden könnte spannend sein.

Pfingsten. Menschen geraten außer sich. So erzählt die Bibel vom Pfingstwunder. Die versammelten Menschen reden in unterschiedlichen Sprachen und sie verstehen sich trotzdem! Sie sind nicht etwa betrunken, wie manche meinen könnten, sondern Pfingsten ist das Wunder des sich Verstehens und Versöhnens. Ganz unerwartet passiert Großes.

Menschen können die gleiche Sprache sprechen und sich dennoch nicht verstehen. Andersherum können Menschen, ohne die gleiche Sprache zu sprechen, Freundschaft empfinden. Verstehen ist mehr als Sprache.

Nehmen wir Pfingsten doch mal zum Anlass, uns weit zu öffnen für Gottes Geist. Dann kommen wir vielleicht der Antwort auf die spannende Frage näher, wer wir eigentlich sind oder wie wir gerne sein würden. Wir können Störendes weglegen, innere und äußere Grenzen weiten: Möglicherweise erleben wir unser persönliches Pfingstwunder in den alltäglichen Auseinandersetzungen mit Familie oder Nachbarn, am Arbeitsplatz oder im Verein? Vielleicht verstehen wir plötzlich Menschen, die uns vorher fremd waren?

Nehmen wir uns am Pfingstfest doch den Raum, so zu sein, wie wir eigentlich sind. Bereit zum gegenseitigen Verstehen. Nicht gereizt, ungeduldig und missmutig. Wie sich das anfühlt! Zum außer sich geraten – begeistert sein, froh. Ich bin ganz anders – und nun komme ich auch dazu!

PS: Der russische Präsident liest das Wochenblatt vermutlich nicht. Sollte er aber. Dann würde er vielleicht über die Kraft des Pfingstwunders bei weltpolitischen Konflikten nachdenken.

Ihr Wolfgang Gutzeit

Prädikant
Mobbing- und Konfliktberatung Kirchengemeinde Farmsen-Berne
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