„Hinterm Horizont geht’s weiter“


„Hinterm Horizont geht’s weiter“ – so singt Udo Lindenberg in einem seiner Lieder. „Hinterm Horizont geht’s weiter“ – aber viele Menschen haben einen sehr begrenzten Horizont – sie schützen sich: Sie sehen nur ihre kleine Welt, sie denken nur an die nächsten Wochen und Monate. Aktuell sind diese Wochen davon geprägt, wie ich das Eine oder Andere organisieren kann, wo es doch scheins Mangel gibt.

Dabei fällt sehr schnell die Sorge für diejenigen Menschen hinunter, die es grundsätzlich schwer haben: Ich denke an Kranke, Arme – ich denke an die Menschen, die gerade viele tausend Kilometer Flucht hinter sich haben und sich in unserem Land zurechtfinden müssen.

In diesem Zusammenhang denke ich an ein Gleichnis Jesu: Das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Der reiche Mann – nicht unzufällig kennen wir nicht einmal seinen Namen -  lebt ein Leben ohne Sorge und Not, er feiert, hat viele Freunde und selbst sein Begräbnis ist fast verschwenderisch. Ganz anderes geht es Lazarus: Er ist krank, er muss sich von dem ernähren, was von den Tischen der Reichen abfällt. Er ist sozial isoliert. Er bekommt am Ende maximal ein Armenbegräbnis. Zwei Welten, entgegengesetzter könnten sie nicht sein, treffen sich.

Dieses Erleben habe ich, wenn ich montags auf der Hamburger Tafel „einkaufen gehe“, um das Erstandene am kommenden Tag an Bedürftige zu verteilen. Deren Zahl wird aktuell immer größer, die Zahlen haben sich zum Jahr 2020 fast verdoppelt, die Waren werden weniger. Lazarus begegnet mir. 

Ich bin dankbar, dass ich gemeinsam mit einem fantastischen Team jeden Dienstag bedürftige Menschen unterstützen kann und Not lindern kann. „Im Sinne gegenseitiger Wertschätzung und Nächstenliebe leisten Sie und Ihre Ehrenamtlichen direkte Hilfe von Mensch zu Mensch. Ich bin sehr davon beeindruckt, wie viele Engagierte im ganzen Land auch unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie Mittel und Wege finden, um Mitbürgerinnen und Mitbürgern in schwierigen Lebenslagen zu helfen. Ohne den großen Einsatz in sozialen Anlaufstellen wie der Ihren wäre das kaum möglich“, schreibt und der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Februar diesen Jahres.

Da wir mir als Christ noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt:

Glaube ist nicht nur etwas für den Kopf, nicht nur eine Meinung. Zum Glauben gehört die Frage, wie wir miteinander und mit anderen umgehen. Andersherum gesagt: Wer auf Gott hört, dem werden Augen für den Nächsten geöffnet. Für Menschen, die Hunger leiden. Hunger nach Brot, aber auch Hunger nach Liebe, nach Wertschätzung. Kinder und alte Menschen voller Hunger danach, dass jemand für sie Zeit hat. Menschen die nach Zuwendung, nach Aufmerksamkeit hungern. Die sich wünschen, dass ihnen jemand zeigt: Du bist für mich wichtig! Menschen die teils ohne Hoffnung und Orientierung leben und nach Hoffnung hungern.

Ich wünsche Ihnen gute Begegnungen, vielleicht mit Ihrem ganz persönlichen Lazarus. Lassen Sie sich ein. Mein Gegenüber beweist mir, dass das Leben hinter dem Horizont weitergeht und wir uns sehen, so Gott will und wir in ihm leben.

Diakon Franz Sauerteig

Diakon
Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde
040 – 678 8383
sauerteig@meiendorf-oldenfelde.de