Als die Temeswar AG Hamburg (TEMAH) eine 5-Zimmer-Wohnung in Temeswar kaufte, um dort eine Wohngruppe für geistig behinderte junge Frauen zu etablieren, war dieses Projekt das erste dieser Art in ganz Rumänien. Seit 1998 leben dort nun vier inzwischen nicht mehr so junge Frauen und werden von zwei Betreuerinnen rund um die Uhr umsorgt. Das Projekt „Berufspatenschaften“, welches hauptsächlich in der Gemeinde Farmsen-Berne angesiedelt ist, trägt dazu bei, dass die Gehälter der beiden Betreuerinnen bezahlt werden können, denn alles wird durch Spenden finanziert – aktuell sind monatlich 1000 € brutto erforderlich.
Wohngruppenprojekte für Menschen mit Behinderungen gibt es mittlerweile häufiger in Rumänien, aber „Casa Sperantei“ ist unseres und wir sind manchmal noch verblüfft darüber, dass wir das damals geschafft haben: 35.000 DM hat die Temeswar AG mit Hilfe einer Leihgemeinschaft aufgebracht und abbezahlt, um die Wohnung zu kaufen und zu renovieren! Die Einrichtung besteht aus Spenden aus Hamburg.
Die Bewohnerinnen leben wie eine Familie zusammen, bewältigen den Alltag mit Pflichten im Haushalt, gehen zur Arbeit, soweit sie das können oder zur Tagesstätte. Sie gehen mit ihren Betreuerinnen einkaufen, sie gehen spazieren oder machen Ausflüge mit dem Bus oder der Straßenbahn. Im Sommer verbringen sie mindestens eine Woche in den Karpaten im Ferienhaus des Vereins „Speranta“.
Jedes Jahr im Herbst, wenn eine Delegation von TEMAH-Mitgliedern nach Temeswar fährt, besuchen sie auch die Wohngruppe. Die Wohnung liegt in einem Wohnblock im Stadtteil Freidorf.
Viorica, Liana, Cristina und Nicoleta und ihre Betreuerinnen Marinela und Mariana erwarten die deutschen Gäste. Sie haben den Kaffeetisch gedeckt, Kaffee gekocht, Kuchen gebacken, und auch Mineralwasser steht bereit. Ganz sicher haben sie auch ihre Zimmer besonders gut aufgeräumt, denn die Gäste dürfen sich überall umsehen. Nach der etwas zaghaften Begrüßung (die meisten Besucher sind doch etwas fremd) und der Freude über die Mitbringsel sitzen alle erwartungsvoll um den Tisch und Viorica schenkt den Kaffee ein – das ist immer ihre Aufgabe und sie macht das sehr umsichtig. Eine Unterhaltung ist eher schwierig, denn die Gastgeberinnen sprechen kein Deutsch und die Gäste kein Rumänisch, deshalb übernimmt Lia Cojanu das Erzählen und Übersetzen. Bei der Verabschiedung ist die Fremdheit gewichen und die Besucher werden herzlich umarmt.
Unsere Spenden können längst nicht alle Kosten decken, aber sie tragen dazu bei und sind ein Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit.
Elke Reinhardt