Biografiewerkstatt

Die Biografiewerkstatt der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Farmsen-Berne

Wie sie wurde, was sie heute ist

Das Biografieprojekt „Lebensringe sichtbar machen – Erzählen, Interviewen, Aufschreiben - wurde 2004 gemeinsam von der Kirchengemeinde Farmsen-Berne und dem Kirchenkreis Stormarn unter der Leitung von Pastorin Friederike Waack ins Leben gerufen.

 Unser erstes, in Gemeinschaftsarbeit entstandenes Buch, „Lebensringe sichtbar machen“ stieß auf großes Interesse und verdeutlichte, was es den alten Menschen bedeutet ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Deshalb sollte die Arbeit innerhalb des Projektes fortgesetzt werden.

 Durch eine Zeitungsanzeige fühlte sich eine beachtliche Anzahl von Menschen angeregt, ehrenamtlich in der Biografiewerkstatt mitzuarbeiten. Um ihnen diese ungewöhnliche, ehrenamtliche Tätigkeit zu erleichtern, bekamen sie eine intensive halbjährige Schulung durch Mitglieder der schon bestehenden Gruppe aus der Biografiewerkstatt. Zusätzlich wurden verschiedene professionelle Referenten eingeladen.

Als Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit erschien Ende November 2008 das Buch „Spuren des Lebens“. Darin erzählen vierzehn Menschen im Alter zwischen 82 und 107 Jahren aus ihrem Leben. Zwei beispielhafte Äußerungen von Mitarbeiterinnen als Fazit:

„Ein wunderbares Erlebnis, mit Menschen zu sprechen, die aus ihrem Leben erzählen und Zeiten erlebt haben, die so nicht mehr wiederkehren.“

„Auch im Alter können wir noch Neues beginnen, wir müssen nur den Mut haben anzufangen.“

 Ende Mai 2010 endete das auf sechs Jahre befristete Projekt der „Innovativen Seniorenarbeit“ unter der Leitung von Projektpastorin Friederike Waack. Doch die Arbeit wird auf ehrenamtlicher Basis demokratisch und engagiert weitergeführt! Noch einmal wurde eine neue Gruppe von acht Personen in einer Schulung auf die Interviewarbeit vorbereitet. Das Ergebnis dieser echten Gemeinschaftsarbeit macht uns stolz, unser drittes Buch

„Hab ein einzigartig Leben“ mit 15 berührenden Biografien älterer Menschen ist im November 2010 erschienen.

 Weil es immer mehr sehr alte Menschen gibt, die uns ihre Geschichte erzählen möchten, haben wir 2013 ein viertes Buch, „Wir sind alle Kinder unserer Zeit“, herausgegeben mit Lebensgeschichten, die aus einer Zeit stammen wie sie heute kaum noch vorstellbar ist.

Und auch nach diesem Buch haben sich wieder mehrere Menschen gemeldet, die den Wunsch hatten, dass ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben wird. So ist im Jahr 2015 unser fünftes Buch:

 „Gut das wir gefragt haben“, erschienen.

2018 haben wir es wieder geschafft: Unser sechstes Buch wurde gedruckt. „Des Lebens Fluss ist nicht bestimmbar“. Nicht nur die Erinnerungen älterer Menschen sondern auch Menschen, die mit Behinderungen leben müssen, erzählen ihre Geschichten.

 Das siebte Buch: „Wir sind durch Licht und Schatten gegangen“, erschienen 2021. Die Geschichten in diesem Buch sind unter erschwerten Umständen in der Corona-Zeit entstanden. Die Erzähler und Erzählerinnen konnten anfangs nicht persönlich getroffen werden, die Gespräche waren teilweise nur telefonisch möglich. Doch unsere Kreativität hat uns geholfen alle Biografien aufzuschreiben; wieder wunderbare Geschichten.

Zitat einer Interviewten:

„Nicht immer ist es mir leicht gefallen zu berichten, die persönlichen Erinnerungen berührten mich manches Mal sehr, aber das ist auch gut so.“

Am 26. April 2024 konnten wir nun unser achtes Buch:

 „Wir nahmen unser Leben in die Hand “ während einer wunderschönen Präsentation in der Berner Friedenskirche, wieder mit allen Beteiligten und Angehörigen der Interviewten, vorstellen.

Dies sollte das letzte Buch sein, aber nach gemeinsamer Beratung der Gesamtgruppe möchten wir ein weiteres Buch mit interessanten Geschichten herausbringen.

Was haben wir sonst noch gemacht?

unterschiedliche Aktivitäten außerhalb der biografischen Arbeit, wie:

  • Mitgestaltung von Themen-Gottesdiensten in Farmsen und Berne

  • „Erzählcafés“ in der Kirchengemeinde Farmsen-Berne

  • Mitwirkung bei der „Nacht der Kirchen“ 2006 in Farmsen und 2007 in Berne

  • Ein Projekt mit unseren Konfirmanden „Oma/Opa, erzähl’ doch mal von früher“

  • Eine Jubiläumsschrift (2009) zum 70-jährigen Bestehen der Friedenskirche Berne

  • Ein Handbuch über die Arbeit in der Biografiewerkstatt. Als Hilfestellung mit Anleitungen und Vorgehensweisen für interessierte Gruppen, die ein ähnliches Projekt starten möchten.

  • Eine Lesung mit musikalischer Begleitung im Museumsdorf Volksdorf

  • Eine Lesung mit Chansonbegleitung im Bürgerhaus Meiendorf

  • Lesungen in Seniorenzentren, Gemeindehäusern und kirchlichen Einrichtungen

  • Eine Lesung im Café im Saselhaus mit anschließendem Austausch eines Interviewten

  • Eine Lesung im „Haus am Schüberg“ mit musikalischer Begleitung

  • Eine Lesung in der „Kate“ in Volksdorf mit Harfe- und Hangbegleitung

Als kleine Anerkennung unserer ehrenamtlichen gemeinschaftlichen Arbeit, wurde uns Anfang 2018 der Umwelt- und Sozialpreis vom Bezirksamt Hamburg-Wandsbek verliehen.

Ziel des Gesamtprojektes

Den Dialog zwischen den Generationen fördern und das Leben der hochbetagten Menschen in besonderer Weise zu würdigen, ist Ziel der Biografiewerkstatt. Das Erzählen ihres Lebens hilft den älteren Menschen, mit Blick auf Gutes und Schweres, ihr Leben anzunehmen. Dadurch erhält das Leben für sie selber einen Sinn und nachfolgende Generationen erhalten Einblicke wie das Leben auch unter widrigsten Umständen weiterging.

Die ehrenamtliche Tätigkeit ermöglicht den Interviewenden, ihre Gaben, Fähigkeiten und vorhandene Kompetenzen zu aktivieren und

zu intensivieren. Nicht selten kommen dabei auch die eigenen Lebensgeschichten der Interviewenden in den Blick.

 Renate Donath, aktualisiert Juni 2024

Noch Fragen?

Marianne Laaksonen

Ingrid Meins